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Alles und Gott und der Rest

2013-04-15 by Axel Reinhold, tagged as math philosophy
Mit 10 Jahren entdeckt Andrew Wiles 1963 den 2500 Jahre alten, jedermann bekannten Satz des Pythagoras a²+b²=c² und das eigentlich einfache darauf aufbauende Problem, dass es keine ganzzahlige Lösung fuer höhere Potenzen als 2 gibt.

Dieses selbst für 10-jährige verständliche Problem formulierte Claude Fermat 1637 und behauptete eine "wunderbar einfache" Lösung gefunden zu haben, nahm diese aber mit ins Grab.

Fast 30 Jahre verbrachte Wiles anschliesend damit, das Problem, an dem sich ueber 300 Jahre tausende Mathematiker die Zähne ausgebissen haben, zu lösen, obwohl es einige davon sogar in den Freitod getrieben hatte. Als er dann 1993 die Lösung als Weltsensation präsentierte, ahnte er nicht, in welchem Alptraum er sich befand. Die Lösung ist so kompliziert, dass nur eine Handvoll Menschen dieser Welt sie verstehen, einer davon fand ein paar Monate später einen Fehler in Wiles's Beweis. Shit happens. Wiles versuchte es noch einmal und hatte 2 Jahre später einen neuen Beweis ohne Fehler, zumindest keinen den die Handvoll Versteher finden können.

Das Ganze war auch deswegen so gefährlich, weil der Wiener Kurt Goedel 1931 feststellte, dass man nicht alles was wahr ist, auch beweisen kann, und das auch gleich bewies, was ihn bei sehr vielen Leuten sehr, sehr unbeliebt machte. 4 Jahre vorher hatte Werner Heisenberg 1927 die wichtigste Naturwissenschaft Physik durch seine Unschärferelation kastriert, nun geschah durch Goedel's Unvollständigkeitssatz das selbe mit der wichtigsten Geisteswissenschaft, der Mathematik. Beide hatten einen Bereich innerhalb ihrer eigenen Wissenenschaft geschaffen, in den sie selbst nicht mehr hineinkönnen. Die Physiker brauchen den "Zufall", weil sie prinzipiell die Vorgänge im Atom nicht berechnen können, und die Mathematiker brauchen einen "Erfinder", weil woher sollen die nicht beweisbaren Wahrheiten sonst herkommen? Gott war plötzlich wieder zurück im Spiel, und das besser als je zuvor.

Das einzige andere Ding der Größenordnung Gott ist das Internet. Goebel war eigentlich Informatiker, aber diese Fakultät gab es 1931 noch gar nicht. Seinen Unvollständigkeitssatz bewies man später mit einem imaginären Computer und nannte ihn "Vollständige Maschine". Er wurde mit Papier und Bleistift programmiert, weil es noch gar keine Computer gab. Ohne Goebel sind Computer nicht denkbar, und ohne die Zahlentheoretiker der 60er und 70er Jahre um Wiles, gäbe es keine moderne Kryptografie. Ohne Computer gäbe es kein Internet und ohne Kryptografie gäbe es keinen Business im Internet. Ohne Business wäre das Internet nur eine Ansammlung von Information, so wie die Erfinder im CERN es sich ausgedacht hatten. Kein eBay, kein Facebook, kein Porn - also eigentlich kein Internet, höchsten 0,0001% davon, nur für ein paar Nerds und Hacker.

Also nachdem ich die beiden wichtigsten Dinge Gott und das Internet vollständig in diesem Post abgehandelt habe, bleibt nur eine einzige Frage offen: Was hat Laura's Bild damit zu tun? Gar nix! Das dient nur dazu mehr Leser zu ködern, womit ich beim Marketing, der allerwichtigsten Fakultaet angekommen bin, denn wozu nutzt das ganze Zeug, wenn es keiner kauft? Aber keine Angst, jetzt mache ich Schluss - und - sorry Laura.

Quellen: Simon Singh: Fermats letzter Satz, Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze